15.03.2023 News

Klarstellung von SDSN Germany zu Positionierungen von Jeffrey Sachs im Kontext des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine

Berlin/Bonn, 12.03.2023

An die Mitglieds- und Partnerorganisationen von SDSN Germany

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wie sicherlich viele von Ihnen beobachtet der Lenkungsausschuss von SDSN Germany seit einigen Monaten mit zunehmender Irritation und erheblichem Unverständnis öffentliche Positionierungen von Prof. Dr. Jeffrey Sachs, Präsident des UN Sustainable Development Solutions Network, im Kontext des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. So nahm er beispielsweise eine Einladung der Russischen Föderation an, um am 21. Februar 2023 als Sachverständiger in einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats zur Sprengung der Nord Stream-Pipelines zu sprechen. Auch trat er zuletzt am 25. Februar 2023 virtuell auf einer Veranstaltung organisiert von Sarah Wagenknecht und Alice Schwarzer am Brandenburger Tor in Berlin auf.

Wir möchten klarstellen, dass Prof. Dr. Sachs bei diesen Anlässen, wie von ihm selbst auch vor dem UN-Sicherheitsrat betont, ausschließlich in seiner persönlichen Kapazität spricht und schreibt, nicht als Vertreter des Sustainable Development Solution Network oder seiner Mitgliedsorganisationen. Entsprechendes gilt für von ihm gemeinsam mit weiteren Einzelpersönlichkeiten verfasste sicherheitspolitische Äußerungen.

Bei aller Notwendigkeit offener und kontroverser Diskussion sowohl zu den Ursachen wie auch zu politischen Initiativen zur Beendigung des Krieges halten wir es für geboten, dass ausgewogene und realitätsbezogene Positionierungen stets die völkerrechtswidrige Aggression Russlands, die vielfältigen Menschenrechtverletzungen durch russische Streitkräfte und deren rücksichtslose Zerstörung ziviler Infrastruktur in der Ukraine klar benennen. Ferner dient es nicht der Suche nach Wegen zu einer Beendigung des Krieges, wenn die Debatten auch aus der Wissenschaft heraus mit einseitigen, empirisch unzureichend belegten oder bereits widerlegten Aussagen zusätzlich verhärtet werden.

Wir sehen und schätzen das SDSN als einen Raum, in dem wir uns austauschen und Lösungsmöglichkeiten für unsere gemeinsamen globalen Heraus­forderungen entwickeln können, und zwar faktenbasiert und unter Einbeziehung verschiedener Perspektiven. Dies gilt gerade auch mit Blick auf die durch den russischen Angriffskrieg und die gestiegenen geopolitischen Spannungen deutlich erschwerte Umsetzung der Agenda 2030, wie im kürzlich vorgelegten Europe Sustainable Development Report 2022 erläutert.

Auch als SDSN Germany befassen wir uns im Rahmen von Politikdialogen zur beschleunigten Umsetzung der Agenda 2030 mit den globalen Folgen des russischen Angriffskriegs, so zum Beispiel in unserer Veranstaltungsreihe „Nachhaltigkeitspolitik in Krisenzeiten”. Wir bieten Plattformen des Austauschs und legen dabei auf gesicherte Erkenntnisse und Differenzierung wert, auch um eine unnötige weitere Verschärfung konfrontativer Polarisierungen zu vermeiden.

In diesem Sinne freuen wir uns gemeinsam mit Ihnen engagiert und lösungsorientiert zu den Debatten zur Umsetzung der Agenda 2030 in Deutschland, in Europa und weltweit beizutragen.  

Mit herzlichen Grüßen

Prof. Dr. Anna-Katharina Hornidge

Prof. Dr. Gesine Schwan

Vorsitzende des Lenkungsausschusses von SDSN Germany        

Clarification by SDSN Germany on Jeffrey Sachs‘ positioning in the context of the Russian war of aggression against Ukraine

Berlin/Bonn, 12.03.2023

To the member and partner organizations of SDSN Germany

Dear colleagues,

Like many of you, the Steering Committee of SDSN Germany has for some months been observing with increasing irritation and considerable incomprehension public positionings by Prof. Dr. Jeffrey Sachs, President of the UN Sustainable Development Solutions Network, in the context of the Russian war of aggression against Ukraine. Examples include him accepting an invitation from the Russian Federation to speak on February 21, 2023 as an expert at a UN Security Council meeting on the Nord Stream pipelines blow-up or a contribution made at an event organized by Sarah Wagenknecht and Alice Schwarzer at the Brandenburg Gate in Berlin on February 25, 2023.

We would like to clarify that Prof. Dr. Sachs speaks and writes exclusively in his personal capacity on these occasions, as he himself also emphasized before the UN Security Council. He does not speak on these occasions on behalf of the Sustainable Development Solution Network or represent views agreed on in the network and with its member organizations. The same applies to security policy statements written by him jointly with colleagues.

There is indeed a need for open and controversial discussions on the causes of the war as well as on political initiatives to end it. Yet, it is imperative that these discussions are well-founded verified findings and acknowledge that Russia’s aggression in Ukraine is a violation of international law that leads to manifold human rights violations and the ruthless destruction of civilian infrastructure in Ukraine. Furthermore, it does not serve the search for ways to end the war if the debates are additionally hardened, also from the academic side, with one-sided, empirically insufficiently grounded, or already refuted statements.

We see and appreciate SDSN as a space where we can jointly develop solution options for our common global challenges based on verifiable sources, including different perspectives. The main focus here lies on the implementation of the 2030 Agenda, which has become significantly more difficult due to the Russian war of aggression and increased geopolitical tensions, as recently argued in the Europe Sustainable Development Report 2022.

As SDSN Germany, we are addressing the global consequences of the Russian war of aggression within the framework of policy dialogues on the accelerated implementation of the 2030 Agenda. Our event series „Sustainability Policy in Times of Crisis“, for instance, serves as a discussion forum in this respect. We would like to facilitate dialogues, attaching importance to verified findings and differentiation, also in order to avoid an unnecessary further aggravation of confrontative polarisations.

In this sense, we look forward to contributing to debates on the implementation of the 2030 Agenda in Germany, in Europe and worldwide with your expertise and perspectives in a committed and solution-oriented manner.

Kind regards,

Prof. Dr. Anna-Katharina Hornidge

Prof. Dr. Gesine Schwan

Co-Chairs Steering Committee SDSN Germany